Tödlicher Pilz erreicht NRW-Freilandvorkommen des Feuersalamanders
Infektionskrankheiten sind eine schwerwiegende Bedrohung der globalen Biodiversität.
Amphibien sind die dabei am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe.
Neben Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung und klimatischen Veränderungen geht eine große Bedrohung für Amphibien von den Ranaviren und der Infektionskrankheit Chytridiomykose aus.
Ein informativer link zum Chytridpilz, für weitere Infos bitte herunter scrollen
https://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Amphibien/chytridpilz.html
Was ist zu tun, wenn man tote Amphibien (Krankheitsverdacht) findet?
Tot gefundene Amphibien sollen in 70%igem Alkohol oder im Tiefkühler konserviert werden. Bitte informieren Sie danach die zuständigen Stellen, so dass eine Untersuchung der toten Amphibien organisiert werden kann.
LANUV: Tödliche Hautpilze gefährden zurzeit alle wild lebenden Amphibien
Seit 2003 befällt ein Hautpilz wildlebende Kröten und Frösche in Nordrhein-Westfalen. Der Hautpilz wirkt auf sie oft tödlich. Seit 2008/09 befällt eine zweite Hautpilz-Art nun auch die Molche und Salamander in Europa, seit 2015 gibt es leider auch einen positiven Befund aus Teilen der Eifel in NRW. Damit sind alle einheimischen Amphibienarten von der Krankheit betroffen.
Für Menschen sind die Hautpilze ungefährlich, aber Menschen können die gefährlichen Pilze durch nasse Kleidungsstücke (v.a. Gummistiefel) leicht weiter verbreiten. In
Kürze beginnt in Nordrhein-Westfalen die jedes Frühjahr stattfindenden „Krötenwanderung“ und damit auch die Zeit der Forscher und Gutachter, aber auch vieler Naturschützer,
die mit diesen Amphibien arbeiten. Um Hilfestellung zu geben, weist die LANUV auf einige Verhaltens-Maßnahmen hin, die helfen, die Hautpilze nicht noch weiter zu
verbreiten:
Um die Übertragung von Krankheitserregern von einem Laichgewässer zum nächsten zu minimieren, sollten konsequent alle Kescher, Eimer, Schuhwerk (v.a.
Gummistiefelsohlen) etc. gründlich gereinigt und gut durchgetrocknet werden. Auch eine Desinfektion mit entsprechenden Wirkstoffen ist auch möglich. Müssen kurz hintereinander mehrere
Amphibienvorkommen aufgesucht werden, bietet es sich an, Schuhwerk und Gerätschaften zwischendurch zu wechseln.
Hintergrund:
Der Hautpilz-Befall von Amphibien ist ein seit Längerem bekanntes und weltweites Phänomen.
Der für einheimische Amphibien tödliche Hautpilz-Befall wird durch die beiden Chytrid-Pilze Batrachochytrium dendrobatidis (kurz: „Bd“) und
Batrachochytrium salamandrivorans (kurz: „Bsal“) hervorgerufen. „Bd“ befällt Frösche und Kröten, „Bsal“
Molche und Salamander.
2003 wurde „Bd“ erstmalig in NRW nachgewiesen, und zwar bei Wasserfröschen im Ruhrtal bei Bochum und in der Rheinaue. 2008 kam es in der niederländischen Provinz Süd-Limburg nahe der deutschen Grenze zu einem Massensterben des heimischen Feuersalamanders durch „Bsal“. 2015 wurde „Bsal“ in der Eifel nahe der niederländischen Grenze dann auch in NRW bei Feuersalamandern nachgewiesen.
Unter Laborbedingungen erweisen sich fast alle europäischen Schwanzlurche, also nicht nur der Feuersalamander, sondern auch die drei einheimischen
Molcharten (Teichmolch, Bergmolch und Kammmolch) unter Laborbedingungen als „Bsal“-anfällig und können bereits kurz nach einer Infektion
sterben. Da nunmehr beide Chytridpilzarten NRW erreicht haben, können derzeit nahezu alle einheimischen Amphibien-Arten befallen werden.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Chytridpilze durch Tierexporte aus Ostasien weltweit verbreitet. Ostasiatische Amphibien sind
resistent, können aber den Pilz übertragen. Kritisch ist zurzeit daher der weitere Import von Molchen und Fröschen aus Asien denn dadurch besteht weiterhin die Gefahr von Neuinfektionen.
Mehr zum Thema:
Aktuelle Infos, Verhaltensregeln für die Prävention und weitere Hintergründe auf den LANUV-Seiten
In den letzten Wochen wurden in Bielefeld einzelne diesjährige Erdkröten mit einem oder mehreren schwarzen Flecken aufgefunden. Bereits im Frühjahr 2018 wurden einzelne adulte Erdkröten mit ungewöhnlich kleinen schwarzen Flecken notiert.
Die Ansteckung mit diesem Schimmelpilz (Schwärzepilze der Gattung Cladosporium) erfolgt bei den Erdkröten über die Haut. Es entwickeln sich schwarze Hautstellen, später werden auch die inneren Organe befallen und es endet für die Amphibien meist tödlich.
Diese Erkrankung ist bei Erdkröten offensichtlich nicht selten, aber es wird kaum darüber berichtet.
(Mathias Kliemt (2017) "Verschiedene Auffälligkeiten bei juvenilen Erdkröten und einem Moorfrosch" in Feldherpetologisches Magazin, Heft 7.
Die Haut ist für Amphibien ein besonders wichtiges Organ. Durch sie nehmen sie Flüssigkeit ebenso wie Mineralien auf. Der die Amphibienhaut angreifende Chytridpilz gilt deshalb als Mitverursacher des Amphibiensterbens. Auch in Deutschland wurde der Pilz inzwischen nachgewiesen.
Wirkt für den Laien eher unauffällig: toter Wasserfrosch mit Chytridpilz-Befall.
Wer sich in Lebensräumen von Amphibien (Feuchtgebiete) aufhält, sollte dringend die Hygieneregeln der Universität Trier einhalten, die vom LANUV in 2015 veröffentlicht wurden.
Tödliche Hautpilze gefährden zurzeit alle wild lebenden Amphibien in NRW
https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten/
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/amphibien/wissen/10505.html
Handlungsempfehlungen zur Freilandarbeit in und an aquatischen Lebensräumen
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/amphibien/wissen/20500.html
http://naturschutz.ch/news/alarmstufe-rot-fuer-den-feuersalamander/118868
https://www.herpetozoa.at/index.php/9-oegh/103-salamanderpilzersalamander/118868
Der Amphibienpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) - ÖGH
https://www.herpetozoa.at/index.php/9-oegh/103-salamanderpilz
5. März 2018 ... Der hoch infektiöse, parasitische und bis vor kurzem unbekannte Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans wurde im Jahr 2013 erstmals in den Niederlanden nachgewiesen. Der „salamanderfressende“ Chytridpilz, benannt nach seinem Wirtstier, dem Feuersalamander, verursachte bisher ...
https://www.researchgate.net/profile/Ursina_Tobler/publication/228716098_Desinfektion_als_Massnahme_gegen_die_Verbreitung_der_Chytridiomykose_bei_Amphibien/links/0fcfd5087857e4bc19000000/
Desinfektion-als-Massnahme-gegen-die-Verbreitung-der-Chytridiomykose-bei-Amphibien.pdf
Desinfektion ist jedoch derzeit die ... Interessanterweise kommt in den mit Bd befallenen
Regionen der Erreger jedoch nicht in allen Gewässern vor. Wenn Bd in einem Gewässer auftritt, können benachbarte
Gewässer, auch wenn sie nur wenige Kilometer entfernt liegen, Bd-frei sein (Abb. 1).
Diesen kleinräumigen Unterschieden kommt eine besondere Bedeutung zu, da so ein
Feldherpetologe an einem einzigen Abend problemlos infizierte und bislang nicht
infizierte Gewässer besuchen kann. Damit besteht die Gefahr, Bd zu verschleppen,
beispielsweise im Schlamm an Stiefelsohlen (JOHNSON & SPEARE 2005).
Verhinderung der Übertragung eines Krankheitserregers innerhalb einer Population
Um eine Übertragung der Krankheitserreger innerhalb einer Population zu vermeiden,
muss verhindert werden, dass Individuen miteinander in einem Gefäß mit beschränktem
Volumen in Kontakt kommen (z. B. viele Frösche in einem Eimer) oder
dass Krankheitserreger über kontaminierte Materialien wie zum Beispiel Handschuhe
oder Stiefel übertragen werden. Daher sind alle Utensilien, die mit Amphibien in
Kontakt gekommen sind, nach jedem Individuum mit beispielsweise 70 % Ethanol zu
desinfizieren (WEBB et al. 2007).
Die beste Methode zur Verhinderung einer Weiterverbreitung von Bd innerhalb der
Population ist die Einzelhaltung gefangener Amphibien. Bei der Manipulation gefangener Tiere (Vermessen, Wiegen, Einsetzen von Transpondern usw.) sollten im Laborbedarf
erhältliche Latexhandschuhe getragen werden (Abb. 2), wobei die Handschuhe
nach jedem Individuum gewechselt werden sollten. Plastikhandschuhe sind
allerdings nicht unbedenklich: CASHINS et al. (2008) stellten fest, dass Kaulquappen
starben, nachdem sie mit Plastikhandschuhen in Berührung kamen. Nitrilhandschuhe
haben jedoch den wünschenswerten Nebeneffekt, dass sie Bd abtöten können (Latexund
Polyethylenhandschuhe haben diese Wirkung nicht; MENDEZ et al. 2008). Regelmäßiges
Waschen der Nitrilhandschuhe mit Wasser verringert diesen Effekt jedoch.
Wenn Handschuhe nicht benutzt oder nicht nach jedem Individuum gewechselt werden
können, so sind bare Hände besser als wiederholt gebrauchte Plastikhandschuhe,
da Bd auf menschlicher Haut vermutlich aufgrund antimikrobieller Peptide abstirbt.
Interessanterweise verringert eine regelmäßige Desinfektion der Hände die Mortalität
von Bd (MENDEZ et al. 2008). Eine abschließende Empfehlung kann deshalb noch nicht
gegeben werden.
Desinfektion bei Amphibienschutz-Maßnahmen an Straßen
Bei Maßnahmen zum Schutz von Amphibien vor dem Tod auf der Straße besteht
theoretisch ein hohes Risiko der Übertragung von Krankheiten, denn es kommen viele
Tiere auf engem Raum zusammen und es tritt direkter Hautkontakt zwischen den
Individuen auf. Andererseits werden Schutzmaßnahmen an Straßen teilweise bereits
seit Jahrzehnten durchgeführt, ohne dass bisher Übertragungsfälle von Krankheiten und Parasiten bekannt geworden sind.
Maßnahmen zur Reduktion des Risikos der
Krankheitsübertragung für diese spezifische Situation wurden bisher weder erprobt,
noch werden sie in der Literatur beschrieben. Denkbar wäre es, das Wasser in Fangeimern
regelmäßig zu desinfizieren, zum Beispiel mit Virkon S. Betreuer sollten
Handschuhe tragen und auch ihre Stiefel desinfizieren, wenn sie direkt zwischen
Standorten wechseln. Es wäre generell sinnvoll, Amphibienpopulationen regelmäßig
während der Laichwanderungen auf Bd zu testen.
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